Die Ära von IPv4 geht zu Ende, darin sind sich alle einig. Trotzdem gibt es weiterhin kaum ISPs die ihren Kunden IPv6 Konnektivität anbieten. Wer nicht darauf warten will dass sein ISP in die Gänge kommt, kann kann mittels eines IPv6 Tunnels auch heute schon das neue Internetprotokoll nutzen. Wer sich nicht sicher ist ob er schon über eine IPv6 Verbindung verfügt kann dies unter http://test-ipv6.com testen.
Wer sich für die Details zum Internet Protocol Version 6 interessiert, dem empfehle ich sich den CRE197 IPv6 Podcast anzuhören.
Kostenlose und zuverlässige Tunnelprovider sind sixxs.net und tunnelbroker.net. Bei beiden bekommt man automatisch – wie vom Standard vorgeschrieben – ein /64 Subnet und damit 2^64 Adressen :-). Bei beiden kann man auf Antrag auch größere Netze bekommen. Es ist also möglich (und Sinn der Sache) jedem Gerät eine eigene, öffentliche IP Adresse zu geben, welche sich nicht täglich ändert. Außerdem entledigt man sich der lästigen Network Address Translation.
sixxs.net
Die Nutzung eines Tunnels von sixxs.net ist wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit um an eine IPv6 Verbindung zu kommen. Der Anbieter stellt mit „aiccu“ ein Programm zur Verfügung mit welchem der Tunnel ohne großen Konfigurationsaufwand auf jedem Computer eingerichtet werden kann. Das Programm steht für nahezu alle Desktop Betriebssystem zur Verfügung. Ebenfalls gibt es eine Version für Android, deren Nutzung jedoch ein gerootetes Gerät voraussetzt.
Ein weiterer Vorteil ist die Unterstützung von sixxs.net durch aktuelle Fritzboxen. auch hier kann durch einfache Eingabe der Zugangsdaten der Tunnel aktiviert werden und steht so allen Geräten im Netzwerk der Fritzbox zur Verfügung.
Außerdem bietet sixxs.net über das Webinterface nette Grafiken zum Status und zur Auslastung des eigenen Tunnels an.
Nachteil ist einzig und alleine der etwas aufwendige Registrierungsprozess. Man muss sich mit Name, Adresse, Telefonnummer und Email Adresse registrieren. Bei der Emailadresse ist sixx.net etwas pingelig. Die Emailadresse soll vom Internet Provider oder vom Arbeitgeber sein. Zummindest jedoch soll die Emailadresse professionell gehostet sein um die nötige Zuverlässigkeit und Erreichbarkeit sicherzustellen. Dies wird anhand einer Black- und Whitelist überprüft. Näheres dazu findet sich in den FAQ bei sixxs.net. Um sicherzugehen habe ich mir eine Email Weiterleitung bei meinem Internetprovider erstellt und diese zur Anmeldung genutzt, ohne Probleme.
Außerdem muss man, um Missbrauch zu vermeiden, bei der Anmeldung angeben wofür man den sixxs.net Account nutzen will. Hierfür sind zumindest Englisch Grundkenntnisse nötig. Als Grund für die Anmeldung kann man z. B. angeben dass man gerne IPv6 nutzen möchte, der eigene ISP das jedoch nicht anbietet. Da die Anmeldung händisch überprüft wird muss man nun auf die Bestätigung warten. Sofern das Anmeldeformular richtig und gewissenhaft ausgefüllt wurde sollte es bei der Freischaltung keine Probleme geben.
Nach erfolgreicher Freischaltung kann man einen Tunnel beantragen. Hier gibt es drei Optionen. Möchte man den Tunnel von einem Computer aufbauen (z.B. wenn man mit dem Laptop unterwegs ist und IPv6 connectivity haben möchte), so beantragt man „Dynamic NAT-traversing IPv4 Endpoint using AYIYA“
Soll der Tunnel mit der Fritzbox zu Hause genutzt werden, so beantragt man „Dynamic IPv4 Endpoint using Heartbeat protocol“.
Sollte man eine statische öffentliche IP Adresse zu Hause haben, dann kann man „Static IPv4 Endpoint“ beantragen.
Auch hier muss kurz angegeben werden wie der Tunnel genutzt werden soll. Ich denke dies dient dazu zu verhindern, dass Leute endlos kostenlose Tunnels und Subnets registrieren die dann brach liegen. Man sollte ehrlich angeben wozu man den Tunnel nutzen möchte und einer Freischaltung sollte nichts im Wege stehen. Möchte man den Tunnel nutzen um zu Hause eine IPv6 Verbindung zu bekommen, dann sollte man das einfach so schreiben. Eine kurze Erklärung dass z.B. der eigene Router IPv6 unterstützt, der eigene ISP jedoch nicht und man deshalb den Tunnel verwenden möchte um das eigene Heimnetz IPv6 fähig zu machen, sollte akzeptiert werden.
Auch dieser Antrag wird händisch geprüft, weshalb man wieder ein paar Stunden warten muss.
Man sollte sich von dem etwas aufwendigen Registrierungsprozess nicht abschrecken lassen. Hat man ihn einmal durchlaufen, erhält man bei sixx.net ein sehr empfehlenswertes, kostenloses, performantes und sehr flexibles Produkt.
Einen sixxs.net Tunnel in der Fritbox einrichten
tunnelbroker.net
Eine Alternative zu sixxs.net ist tunnelbroker.net, welches von der amerikanischen Firma Hurricane Electric betrieben wird. Im Gegensatz zu sixx geht die Registrierung schnell und automatisch. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich seinen Tunnelendpunkt selbst aussuchen kann. Mann kann z.B. wählen ob der Tunnelendpunkt in Frankfurt oder New York liegen soll. Hierdurch lassen sich zwar u.U. nervige Geosperren umgehen, man sollte einen IPv6 Tunnel jedoch nicht mit einem VPN verwechseln. Eine Verschlüsselung erfolgt hier nämlich nicht.
Für tunnelbroker.net gibt es keine eigene Software, so dass die Konfiguration Handarbeit erfordert. Mit der Fritzbox kann man tunnelbroker.net zwar benutzen, jedoch wird die geänderte IPv4 Adresse nach einer Neueinwahl nicht automatisch wie bei sixxs.net übermittelt, so dass der Tunnel nach einem DSL reconnect nicht mehr funktioniert. Man muss sich also um die aktualisierung selbst kümmern. Auch dies lässt sich automatisieren, durch Aufruf einer speziellen URL, jedoch ist auch hier wieder Handarbeit erforderlich.
tunnelbroker.net Tunnel in der Fritzbox einrichten
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