Dieser Beitrag ist Teil der Artikelreihe Acht Anbieter von WordPress-Hosting im Test.
Eigentlich ist 1blu eher für sehr günstige Webhostingpakete und eher mittelmäßigen Kundensupport bekannt. Allerdings hatte ich vor vielen Jahren auch schon einige Pakete von 1blu im Einsatz und war durchaus zufrieden. Auch den Support musste ich damals bemühen und war auch recht zufrieden.
Mit den Performance-Paketen bietet man mittlerweile auch eine Produktreihe an, die sich von den gewohnten „Kampfpreis-Angeboten“ von 1blu unterscheidet. Hier steht die Leistung im Vordergrund, die Preise sind höher als bei den sogenannten Homepagepaketen.
Für diesen Test habe ich ein Performance Paket M für 8,90€/Monat verwendet.
Die Bestellung habe ich an einem Wochenende vorgenommen und nach dem Bestellvorgang ist erst einmal gar nichts mehr passiert. Es kam nicht einmal eine Bestätigung per Email. Stattdessen erhielt ich am Montag eine Mail, dass ich ich bitte beim Support anrufen soll um meine Daten zu verifizieren. Also rief ich dort an und musste, nach einer kurzen Warteschleife, dem Mitarbeiter die letzten drei Ziffern meiner Bankverbindung nennen. Dann wurde das Paket freigeschaltet. Für die Bestellung eines 08/15 Webhostingpakets ist das mindestens ein ungewöhnliches Vorgehen und nicht sehr kundenfreundlich.
Ladezeit
Bei der Ladezeit gibt sich das 1blu Performance Paket keine Blöße und liegt in etwa gleichauf mit all-inkl.com. Extreme Ausreißer bei der Ladezeit gab es nicht.
Ladezeit 1blu Webhosting, gemessen mit StatusCake, Serverstandort weltweit wechselnd:
Ladezeiten 1blu, gemessen mit Pingdom, Serverstandort Frankfurt:
- Bester: 0,675s
- Schlechtester: 1,85s
- Durchschnitt: 0,95s
Backups
1blu fertigt tägliche Backups von Webspace und Datenbanken an, wobei alte Backups nach 14 Tagen gelöscht werden. Via FTPS oder SSH bekommt man Zugriff auf die Backups. Möchte man ein altes Backup einspielen, so muss man dieses herunterladen und mit einem FTP-Client die aktuellen Daten ersetzen, bzw. via PhpMyAdmin eine ältere Version der Datenbank einspielen. Das Einspielen eines automatisch erstellten Backups über das Webinterface ist nicht möglich.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass über das Webinterface auch manuelle Backups angestoßen werden können. So lässt sich vor größeren Änderungen an der Webseite die alte, funktionierende Konfiguration mit einem Klick sichern.
Die manuell erstellten Backups lassen sich auch über das Webinterface wieder einspielen.
Ein automatischer Export auf einen entfernten Server ist leider nicht vorgesehen. Da die Backups über SSH oder einen FTP-Client erreichbar sind, kann man sich diese automatisiert von einem externen Server abholen lassen. Für mich ist das eine akzeptable Lösung.
Etwas anders ist die Situation, wenn man WordPress über die sogenannte EasyApps installiert. Hierbei wird WordPress inklusive Datenbank mehr oder weniger mit einem Klick über die 1blu Weboberfläche installiert. Auch Wartungsarbeiten, Updates und Backups lassen sich über das EasyApps-Webinterface erledigen.
Hier existiert eine separate Backupfunktion, die manuelle und automatische Backups ermöglicht, die in einem Ordner im Webspace abegelgt werden. Alternativ können diese Backups auch automatische exportiert werden. Dafür stehen verschiedene Dienste und Protokolle zur Verfügung wie Dropbox, FTPS, SFTP Webdav. Wie gesagt, dies gilt nur, wenn man WordPress über die 1blu EasyApps verwaltet.
Statistiken
1blu erzeugt Statistiken mit AWStats. Die IP-Adressen der BesucherInnen werden dabei anonymisiert, so dass die Statistiken DSGVO-konform sind.
Leider werden die Statistiken pro Hostingpaket und nicht individuell pro Domain erstellt. Somit erhält man lediglich eine Zusammenfassung aller auf diesem Paket gehosteten Projekte, aber keine individuelle Auswertung. Das macht die Statistiken nur begrenzt sinnvoll nutzbar.
IPv6
IPv6 wird von 1blu nicht unterstützt.
Die Administrationsoberfläche
Das Webinterface ist optisch durchaus ansprechend, allzu viele Optionen findet man hier allerdings nicht. Das Webinterface dient insbesondere dazu Datenbanken oder FTP-Accounts anzulegen. Außerdem können manuelle Backups angefertigt werden, Emailaccounts erstellt und Domains konfiguriert werden.
Einstellungen für den Webserver an sich sucht man hier allerdings vergeblich. So lässt sich über das Webinterface weder die PHP-Version, noch sonstige PHP-Einstellungen ändern. Es sieht ganz so aus, als habe man es nicht geschafft diese Optionen in das Backend zu integrieren. Stattdessen muss man eine spezielle PHP-Datei auf den Webspace laden. Diese ruft man im Browser auf und wählt die gewünschte PHP-Version aus. Anschließend wird die Datei wieder vom Webspace gelöscht.
Ähnlich funktioniert das Ändern von PHP-Einstellungen. Hier muss eine Konfigurationsdatei auf dem Webspace erzeugt werden, die allerdings dort verbleibt. Welche Parameter geändert werden können und welche Werte verwendet werden können ist allerdings schlecht bis gar nicht dokumentiert. In der FAQ ist lediglich von upload_max_filesize und max_execution_time die Rede. Was hier die Maximalwerte sind bleibt unklar.
Die Administrationsoberfläche von 1blu ist übersichtlich, Schaltflächen und Links sind eindeutig beschriftet, so dass man die gesuchten Einstellungen schnell findet. Zumindest wenn sie im Webinterface existieren. Denn der Funktionsumfang ist durchaus noch ausbaufähig.
Viele Funktionen lassen sich nur über das Terminal konfigurieren, indem man sich via SSH auf dem Webspace einloggt. So können und müssen beispielsweise Cronjobs über die Crontab via Terminal angelegt werden. Ich empfinde das als Vorteil, weil auf diese Art auch auch Shellskripte ausgeführt werden können, für Einsteiger dürfte die Verwendung der Crontab aber eine ziemliche Hürde darstellen.
Im Gegensatz zu anderen Anbietern kann man über das Terminal eine Vielzahl gängiger Linux-Tools verwenden. Beispielsweise mysqldump, scp, rsync uvm. Man kann sich sogar mit htop die Auslastung des Servers anschauen. Wenn man nach dem eigenen Benutzernamen filtert, kann man sogar sehen welche Last man selbst erzeugt. Ob das Absicht ist oder übersehen wurde, man weiß es nicht. Ich habe mich gefreut, allerdings bietet kein anderer der getesteten Hoster Zugriff auf Tools wie htop.
Sonstiges
Bei 1blu musste ich tatsächlich auch den Support bemühen. Beim Versuch das Let’s Encrypt Zertifikat für eine Domain zu löschen und für eine andere ein Zertifikat zu erstellen, hat sich wohl irgendein Skript bei 1blu verabschiedet. Die Löschung und Erstellung der Zertifikate stand für zwei Tage auf dem Status (in Bearbeitung). Daraufhin schrieb ich an einem Donnerstag gegen 17:00 Uhr den Support an. Die Arbeitszeiten des Supports sind Mo-Fr 08-20 Uhr. Mein Problem wurde am Freitag gegen 09:00 Uhr behoben. Berücksichtigt man die Arbeitszeiten, dann hat das Beheben meines Problems ca. vier Stunden gedauert.
Bei den Let’s Encrypt Zertifikaten komme ich auch zu dem Punkt, der das 1blu Paket für mich unbrauchbar macht. Und zwar werden die Zertifikate immer auf die www-Subdomain ausgestellt, also z.B. www.example.com. Und zwar nur auf www.example.com. Wer seine Webseite direkt unter der Domain example.com, ohne vorangestelltes www betreibt, der erhält eine Fehlermeldung im Webbrowser.
Im Webinterface gibt es keine Möglichkeit dieses Verhalten zu beeinflussen. Möglicherweise kann der Support hier helfen, aber das wäre dann mein dritter Kontakt mit dem Support gewesen, nur um ein Hostingpaket zu testen. An diesem Punkt hat mich die Lust verlassen.
Abgesehen von der fehlenden IPv6 Unterstützung scheint der Webserver durchaus zeitgemäß konfiguriert zu sein. Bei SSL Labs bekommt das Produkt eine A+ Bewertung. TLS-Versionen 1.3, 1.2, 1.1 und 1.0 werden unterstützt.
Zum Einsatz kommt ein Apache Webserver ohne vorgeschalteten Nginx.
Die Kündigung funktioniert bei 1blu noch genau so wie vor 10 Jahren. Man muss ein Formular ausfüllen, unterschreiben und per Post, Fax oder Email an den Support senden. Nach einer entsprechenden Bearbeitungszeit erhält man dann die Kündigungsbestätigung. Auch Auth-Codes für Domainumzüge bekommt man auf diesem Weg. Bei allen anderen mit bekannten Anbietern kann man sich diese direkt im Webinterface erstellen.
Fazit 1blu
Das 1blu Performance-Paket hinterlässt in vielen Punkten einen positiven Eindruck. Bei der Ladezeit ist das Angebot vorne mit dabei und liefert sich mir all-inkl.com ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In anderen Bereichen wie dem Bestellvorgang, Webinterface und Kündigung wirkt 1blu aber wie aus der Zeit gefallen.
Es ist schön, dass man Kunden und Kundinnen beim Thema Backup nicht im Regen stehen lässt. Schön wäre noch, wenn sich auch die automatisch erstellten Backups wieder über das Webinterface einspielen lassen würden, ohne dass man die EasyApps nutzen muss Trotzdem hat sich 1blu beim Thema Backup für eine für mich brauchbare und befriedigende Lösung entschieden.
Wünschenswert wäre ebenfalls, dass individuelle Statistiken pro Domain erstellt werden. Zusammen gefasste Statistiken für mehrere Projekte sind nur sehr begrenzt sinnvoll.
In Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis hat 1blu ein sehr attraktives Paket geschnürt. Die vielen Tools und Möglichkeiten auf der Kommandozeile sehe ich ebenfalls als Pluspunkt.
Ausbaufähig ist hingegen die Dokumentation. Da nur wenige Einstellmöglichkeiten über das Webinterface vorgenommen werden können, ist nicht immer klar welche Einstellmöglichkeiten überhaupt angeboten werden. Oft hilft hier eine Google-Suche z.B. nach „1blu cronjob“ schneller weiter als in Blick in die Dokumentation von 1blu.
Eigentlich war das 1blu Paket mein Favorit. Dass man Let’s Encrypt Zertifikate allerdings nur für Subdomains (www.domain.de, blog.domain.de usw.) erstellen kann, ist für mich ein Ausschlusskriterium. Auch dass ich während des Test zwei Mal mit dem Support Kontakt aufnehmen musste und das Thema SSL-Zertifikat das dritte Mal wäre, lässt mich mit einem unguten Gefühl zurück.
Zu den Performance Paketen von 1blu.
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1 Comment
Vielleicht hatte ich nur Pech und du etwas Glück. Aber der Support hat bei meinen Test nur unzureichend geantwortet. Die erste Anfrage ist im Nirvana verschwunden und auf die zweite konnte ich auf eine Antort lange warten. Das Problem mit dem SSL Zertifikaten hatte ich dagegen so nicht festgestellt. Naja…so unterschiedlich können Erfahrungen ausfallen 😉